In der Mitte des Lebens – Unser Ego! Teil 1

„Media vita in morte sumus“ bedeutet auf Lateinisch so viel wie „Mitten im Leben sind wir im Tod“. Der Tod und die Gedanken an die eigene Vergänglichkeit ist etwas, womit viele Menschen gerade in ihrer Lebensmitte oder in Zeiten von Krisen zum ersten Mal intensiver in Berührung kommen. Etwas was gerade in unsere Gesellschaft aber sehr oft verdrängt wird. Es scheint, als täten wir so, ein ewiges Leben führen zu können. Doch gerade auch in der Mitte des Lebens anzukommen, ist zugleich auch eine große Chance. Wahrzunehmen, dass uns im Inneren etwas bewegt, kann auch eine Chance sein, in unserer eigenen Mitte anzukommen. Die Mitte des Lebens ist ein völlig naturgegebener Übergang vom Vormittag zum Nachmittag des Lebens, der uns einlädt, ihm aktiv zu begegnen und sich das eigene Ego anzuschauen.

Der Schweizer Psychiater C.G. Jung schreibt dazu: „Völlig unvorbereitet machen wir den Schritt in den Nachmittag des Lebens. Schlimmer noch, wir machen diesen Schritt mit der falschen Voraussetzung dass unsere Wahrheit und unsere Ideale uns dienen wie bisher. Aber wir können den Nachmittag des Lebens nicht nach demselben Programm leben wie den Morgen. Denn was am Morgen noch großartig war, wird am Abend nur wenig bedeuten und was am Morgen noch wahr ist, entpuppt sich dann am Abend als Lüge.“

Wir kommen an einen Haltepunkt und zugleich Wendepunkt in unserem Leben an. Dieser Punkt ist oft mit Unsicherheit, Ratlosigkeit und vielen existenziellen Fragen verbunden. Auch kann dieser Punkt von Ängsten und Erschütterungen begleitet sein. Es verlangt nach einer Neuorientierung im eigenen Leben, die innerlich spürbar wird. Es gibt eine Art inneren Ruf, den es zu hören und im besten Fall auch zu folgen gilt.

Die Lebensmitte wird bei etwa 35 Jahren gesehen, obwohl die Lebenserwartung in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. In einem Interview dazu sagt C.G. Jung: „Zum Beispiel ist das 35. Jahr für viele Menschen ein sehr kritisches Jahr, weil da eine größere Veränderung stattfindet, von der man nichts weiß. An dieser Stelle kann sich die Weltanschauung in einer merkwürdigen Weise verändern.“ Das Tal des Lebens wird durchschritten.

Was passiert, wenn der Halbzeitpfiff des Lebens ertönt? Schauen wir dazu auf den menschlichen Lebenszyklus, der grob gesagt aus Geburt, Leben und Tod besteht. In den ersten 35 Jahren, also im Frühling und Sommer des Lebens, entfalten wir unser Ich. Es geht darum, seine Stärken zu entfalten. Wir messen uns mit anderen und wollen unsere Träume und Sehnsüchte leben. Wir sind mit unserem Aussehen und Körper beschäftigt und wie wir auf andere wirken. Wir gehen raus und wollen die Welt erobern. Wir wollen unser Bestes tun und der oder die Beste werden. Wir vergleichen uns mit anderen und wollen siegen. Wir entwickeln unsere eigenen Werte und Vorstellungen über das Leben und urteilen und verurteilen oft andere, die diese nicht mit uns teilen. Wir versuchen uns zu entfalten und unseren Platz im Leben zu finden. Wir sind davon überzeugt, dass uns dies oft nur mit Kampf gelingt. Wir befinden uns im sogenannten Überlebensmodus. Wir sind mit unserer Aufmerksamkeit im Außen bei anderen Menschen. Natürlich sind nicht alle Menschen geneigt, sich auf dieses Spiel einzulassen und suchen ihr Heil eher im Rückzug. Sie machen sich selbst klein aus Angst vor der eigenen Größe, dem eigenen Licht. Sie versuchen es damit, lieber „kleine Brötchen zu backen“. In welche Richtung sich auch immer unser EGO entwickelt. Sicher ist, dass es sich meist unbemerkt von unserer Wahrnehmung entwickelt und aufbaut. EGO ist das lateinische Wort für ICH. EGO ist eine Identifikation – EGO heißt wir identifizieren uns mit etwas. Es gibt vier wesentliche Aspekte, mit denen sich unser EGO identifiziert.

Der erste Aspekt, den uns unser Ego einredet ist: „Ich bin was ich habe.“ Und so kommt es dazu, dass es nie genug scheint und immer mehr Besitz angehäuft werden muss. Das ist das Mantra unserer modernen Gesellschaft. Das Dilemma dabei ist: „Wenn du bist, was du hast und dann deinen Besitz verlierst, verlierst du gleichzeitig dich selbst.“

Das EGO identifiziert sich allerdings nicht nur mit dem Besitz, sondern auch mit dem zweiten Aspekt: „Ich bin was ich tue.“ Wenn wir diesem Irrglauben erliegen glauben wir, dass unser gesamter Wert als Mensch von unserer Leistung und unserem äußerlichen Erfolg abhängig ist. Ich muss also die Karriereleiter hinaufklettern, etwas in der Gesellschaft darstellen, mehr Geld verdienen und mit anderen darum kämpfen. Wir sind in einem Konkurrenzdenken gefangen, da uns das EGO einredet: „Das Leben ist ein Wettkampf.“

Der dritte Aspekt ist: „Ich bin das, was andere von mir denken.“ Oft genug werden wir schon als Kind dazu erzogen, darauf zu achten, was die anderen von mir denken. Und wenn die anderen mich nicht mögen, dann stimmt etwas nicht mit mir. Das führt dazu, dass wir in unserem Leben ständig bemüht sind uns anzupassen. Ein großer Teil der Lebensenergie wird dafür verwendet, einer bestimmten Rolle gerecht zu werden. Das erschöpft auf Dauer und macht uns müde. Wir leben etwas, was wir nicht sind.

Der vierte Aspekt des EGO´s lautet: „Ich bin getrennt“  Das bedeutet ich bin abgeschnitten von den anderen Menschen, von der Quelle Gottes, der göttlichen  Intelligenz, etwas was größer ist als ich selbst oder wie auch immer wir das für uns bezeichnen. Ich bin also abgeschnitten, getrennt und muss für mich alleine sorgen. Damit wird unser Leben oft genug zu einem einzigen Kampf voller Angst und Zweifel. Nach der Geburt meinen zuerst unsere Eltern: „Jetzt übernehmen wir“ und später sind wir es selbst. Durch das „jetzt übernehmen wir“, führen wir einen neuen Bestandteil ein. Wir entfernen sozusagen die Perfektion und drängen Gott aus unserem Leben. Unser EGO beginnt zu wachsen. Das Wort EGO kann auch verstanden werden als die Eliminierung von GOtt.

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